Lehrtipps

One-Pager – Informationen mundgerecht zusammengefasst

23. Februar 2023

Der Name sagt es schon: Bei einem One-Pager handelt es sich um eine kurze, einseitige Zusammenfassung zu einem Thema oder Projekt. Das Konzept stammt ursprünglich aus dem Unternehmensbereich und wird dort z.B. für Produktpräsentationen oder Projektberichte verwendet. Seit einigen Jahren werden auch im (Hoch-) Schulbereich vermehrt One-Pager eingesetzt.

Ein One-Pager präsentiert Informationen in sehr reduzierter Form. Deshalb erfordert die Gestaltung sowohl Sorgfalt in der Auswahl und Formulierung der Inhalte als auch der grafischen Umsetzung. Die dargestellten Inhalte sollten leicht zu lesen, zu verstehen und zu erinnern sein (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: One-Pager “Retrieval Practice” (A. Whitworth).

Inhaltliche Gestaltung

Der begrenzte Platz eines One-Pagers zwingt dazu, sich auf die wesentlichen Aspekte zu beschränken. Dazu gehören z.B. ein Überblick über das Thema, wichtige Fakten und eventuell statistische Daten, Schlüsselbegriffe und -konzepte sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen. Oft werden auch prägnante Zitate sowie ein Hinweis auf weiterführende Literatur eingebunden. Andrew Whitworth, ein Kollege aus England, der viel Erfahrung bei der Erstellung von One-Pagern hat, erläutert sein Vorgehen anhand der Kondensierung einer Forschungsarbeit folgendermaßen:

„Der wichtigste Tipp für alle, die One-Pager erstellen wollen, ist, dass sie sich über die wichtigsten Ideen, die sie präsentieren möchten, im Klaren sind. Es ist dabei wichtig, daran zu denken, dass dies nur eine Momentaufnahme von komplexen Ideen ist, die diese Forscher zu vermitteln versuchen. Ich würde mit den Schlussfolgerungen der Forschungsarbeiten beginnen und dann rückwärts arbeiten. Sie wollen die Ideen so klar und prägnant wie möglich darstellen, also versuchen Sie, alle Schlüsselbegriffe hervorzuheben und zu erklären. Sollten Sie in einigen Fällen Empfehlungen aussprechen, denken Sie daran, dass es sich dabei nur um Anregungen handelt, die von den Lehrenden selbst ausprobiert werden müssen.“ (eigene Übersetzung)

Die Inhalte müssen nicht nur sinnvoll ausgewählt, sondern auch leserfreundlich formuliert sein. Ziel ist es, durch einen geeigneten Sprachstil, die Informationsaufnahme so leicht wie möglich zu gestalten (Paas & Sweller, 2021). Folgende Empfehlungen können Ihnen dabei helfen: Verwenden Sie eine lernerzentrierte Sprache, indem Sie übersichtliche Sätze formulieren und Nominalisierungen sowie komplexe Satzkonstrukte vermeiden. Ein weiterer Aspekt ist die direkte Ansprache mit “du”, “Sie” oder auch “wir”. Ihre Sprache sollte möglichst konkret und bildhaft sein. Nutzen Sie dazu z.B. Metaphern oder Vergleiche. 

Haben Sie bei der Formulierung der Textelemente zusätzlich die Zielgruppe Ihres One-Pagers vor Augen. Verwenden Sie ein Vokabular, das Ihren Rezipient:innen geläufig ist und vermeiden Sie unnötige Fachbegriffe (Noetel et al., 2022). Sofern Sie relevante Fachbegriffe verwenden, erläutern Sie diese kurz (vgl. Abbildung 1: “Some Key Terms”). 

Optische Gestaltung

One-Pager sind in der Regel im Format “DIN A4” oder “Letter” angelegt. Sie können sowohl im Hoch- als auch im Querformat gestaltet werden. Bei der Anordnung der Inhalte sollte die Leserichtung beachtet, wichtige Inhalte also im oberen Bereich positioniert werden. 

Da das Design maßgeblich das Verständnis auf Seiten Ihrer Lerner:innen beeinflusst, sollten Sie die grundlegenden Prinzipien zur Gestaltung von Multimedia berücksichtigen (Noetel et al., 2022): Strukturieren Sie die Seite, indem Sie thematische Blöcke bilden und diese optisch voneinander trennen, z.B. durch Weißraum, Linien oder Umrahmungen. Heben Sie wichtige Informationen wie Überschriften oder Kernbegriffe optisch hervor, z.B. durch Farbe, Schriftgröße oder Textfettung. 

Verwenden Sie Farben zielgerichtet. Wählen Sie Farben aus, die aufeinander abgestimmt und thematisch passend sind. Nutzen Sie innerhalb eines One-Pagers bzw. einer Sammlung thematisch zusammengehöriger One-Pager grundsätzlich die gleichen Farben für identische Elemente (z.B. Überschriften, Grafiken, Hervorhebungen). 

Machen Sie sich bei der Gestaltung eines One-Pagers den Mehrwert des Zusammenspiels von geschriebenem Text und Visualisierungen zu Nutze (Mayer, 2021). Binden Sie Icons, Grafiken und Diagramme zur prägnanten Veranschaulichung von Informationen ein. Gut geeignete Anlaufstellen für Icons sind z.B. flaticon und Noun Project. Diese Portale bieten eine Vielzahl von Icons, häufig zu thematischen, stilistisch einheitlichen Sammlungen gebündelt. Es empfiehlt sich, bekannte Symbole auszuwählen, die einfach und eindeutig zu interpretieren sind. 

Für die einfache und schnelle Umsetzung von Portraits als minimalistische Vektorgrafiken eignet sich das Werkzeug “Bildnachzeichner” in Adobe Illustrator. Ausführliche Empfehlungen für die Gestaltung von Diagrammen und Tabellen bietet der Blogbeitrag “Entdecke die Macht der Visualisierung: Wie man Daten verständlich präsentiert”

Abbildung 2: One Pager “Powerful Questioning” von J. Clark. Download unter https://www.jamieleeclark.com/s/Powerful-Questioning.pdf

Einsatzmöglichkeiten

Die Verwendung von One-Pagern im Lehr-Lern-Kontext ist vielfältig (Clark, 2022). Stellen Sie Ihren Studierenden einen One-Pager z.B. zur Vorbereitung auf ein Thema oder als Zusammenfassung am Ende einer Einheit zur Verfügung. Eine weitere Möglichkeit im Rahmen einer Lehrveranstaltung ist die Gestaltung von One-Pagern durch die Studierenden, z.B. als Alternative zu einem Referat. One-Pager lassen sich nicht nur in der Lehre verwenden, sondern sind auch sehr gut geeignet als Reflexions- oder Gesprächsgrundlage für den Austausch mit Kolleg:innen, z.B. im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung. Andrew Whitworth fasst diesen Aspekt folgendermaßen zusammen:

„Ein großer Vorteil war die Fähigkeit, komplexe, aber äußerst wertvolle Ideen in einem kürzeren Zeitrahmen zu präsentieren. Diese Arbeit hat zu einer besseren oder zumindest informierteren Entscheidungsfindung beigetragen. Daher sind One-Pager ein ausgezeichneter Weg, um entscheidende Ideen zusammenzufassen, die hoffentlich im Unterricht angewendet werden können.“ (eigene Übersetzung)

Drei Tipps für die praktische Umsetzung

One-Pager können mit diversen Tools umgesetzt werden. Andrew Whitworth empfiehlt PowerPoint:

„Ich habe viele verschiedene Tools ausprobiert, um diese One-Pager zu erstellen, und empfehle für den Anfang, mit Powerpoint zu beginnen. Auch wenn viele der Ansicht sind, dass Powerpoint als Werkzeug ausgedient hat, ist es für Anfänger doch einfach und bietet die Freiheit, laufend Änderungen vorzunehmen. Es ist wichtig, mit dem gewünschten Stil ein wenig zu experimentieren, und ich empfehle dringend, die Arbeit von Oliver Caviglioli zu lesen, bevor man mit diesem Vorhaben beginnt.“ (eigene Übersetzung)

Alternativ bieten sich z.B. Adobe Indesign oder Canva an. Unabhängig davon, welches Tool Sie nutzen, arbeiten Sie unbedingt mit Vorlagen (Templates). Ihre One-Pager erscheinen dann jeweils im gleichen Design/Layout und Farbschema, zudem erspart Ihnen das bei der Erstellung einiges an Arbeitszeit: „Was den Zeitaufwand für die Erstellung eines One-Pagers angeht, so geht die Erstellung ziemlich schnell, da ich nun verschiedene Vorlagen habe. Es ist nur eine Stunde tatsächliche Entwicklungsarbeit.“ (A. Whitworth)

Bei der Gestaltung eines Templates sollten Sie mitbedenken, dass One-Pager in der Regel als Arbeitsmaterial ausgedruckt werden. Wählen Sie deshalb einen weißen Hintergrund und verwenden Sie für den Text eine kontrastreiche Farbe (z.B. schwarz oder dunkelgrau). Damit ermöglichen Sie es Ihren Rezipient:innen, auf dem One-Pager Markierungen sowie Anmerkungen zu machen.

Erstellen Sie Ihren ersten One-Pager zu einem Thema, in dem Sie sich bereits sehr gut auskennen. Sie können sich damit auf die Gestaltung fokussieren und bekommen ein Gefühl dafür, wie stark Sie Inhalte reduzieren müssen. Liegt die erste finale Version Ihres One-Pagers vor, teilen Sie diesen mit (Fach-)Kollegen und bitten Sie um Rückmeldungen. So gibt es z.B. auf Twitter eine äußerst konstruktiv-wertschätzende Feedbackkultur auf den Accounts bekannter One-Page-Gestalter:innen. Neben Jamie Clark und Andrew Whitworth sind das Oliver Caviglioli, Tom Sherrington, Matt Stone und David Goodwin.

Wir möchten uns für die Unterstützung bei zwei Kollegen bedanken, die uns nicht nur die Erlaubnis zur Veröffentlichung ihrer One-Pager gegeben, sondern auch wertvolle Informationen geteilt haben: Andrew Whitworth hat uns ein ausführliches schriftliches Interview über seine Erfahrungen und Einschätzungen zum Thema “One-Pager” gegeben. Jamie Clark verdanken wir den Hinweis für die Verwendung von Adobe Illustrator.


Literatur

Clark, J. (2022, February 26). One-Pagers: Teaching Summaries. https://www.jamieleeclark.com/blog/one-pagers 

Mayer, R. (2021). The Multimedia Principle. In R. Mayer & L. Fiorella (Eds.), The Cambridge Handbook of Multimedia Learning (Cambridge Handbooks in Psychology, pp. 145-157). Cambridge University Press. https://doi.org/10.1017/9781108894333.015

Noetel, M., Griffith, S., Delaney, O., Harris, N. R., Sanders, T., Parker, P., del Pozo Cruz, B., & Lonsdale, C. (2022). Multimedia Design for Learning: An Overview of Reviews With Meta-Meta-Analysis. Review of Educational Research, 92(3), 413–454. https://doi.org/10.3102/00346543211052329 

Paas, F., & Sweller, J. (2021). Implications of Cognitive Load Theory for Multimedia Learning. In R. Mayer & L. Fiorella (Eds.), The Cambridge Handbook of Multimedia Learning (Cambridge Handbooks in Psychology, pp. 73-81). Cambridge University Press. https://doi.org/10.1017/9781108894333.009


Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags: Bachmaier, R. (2023, 23. Februar). One-Pager – Informationen mundgerecht zusammengefasst, Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https://doi.org/10.5283/ZHW.20230223.DE

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1 Comment

  • Reply Susanne Gebauer 5. März 2023 at 18:40

    Eigentlich warte ich immer gespannt, welche Anregung der nächsten „lehrblick“ mit sich bringt… Aber über diesen Beitrag habe ich mich ganz besonders gefreut! Denn er hat mir genau im richtigen Moment dazu verholfen, dass aus einer vagen Idee eine konkrete und tragfähige Arbeitsgrundlage für eines meiner Seminare werden konnte. In diesem Sinne: Herzlichen Dank für diesen aufschlussreichen und anschaulichen Beitrag!

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