Lehrkonzepte

Mehr als “Gut gemacht!” – 7 Prinzipien guten Feedbacks

22. April 2021
Symbolbild Feedback

In der Hochschullehre ist Feedback ein wichtiges Instrument, um die Lernprozesse von Studierenden zu fördern. Jedoch ist nicht jedes Feedback gleich effektiv. Oftmals erhalten Studierende nur durch Noten eine Rückmeldung auf ihre Leistung. Daraus können sie in der Regel keine Rückschlüsse ziehen, welche Aspekte besonders gut waren oder wie sie ihre Leistung künftig verbessern können. Wie also muss Feedback gestaltet sein, um studentisches Lernverhalten maßgeblich zu beeinflussen?

Wie beeinflusst Feedback das studentische Lernverhalten?

Unter Feedback wird allgemein eine Rückmeldung über den Lernerfolg und/oder das Lernverhalten verstanden. Dabei ist Feedback nicht gleich Feedback. Je nachdem, wie differenziert es gegeben wird, wirkt es auf verschiedene Ebenen des Lernprozesses (Winne & Butler, 1994). Es beeinflusst möglicherweise:

  • das richtige Verständnis der Aufgabe
  • korrektes Fachwissen
  • den Einsatz von Lernstrategien
  • die Kontrolle und Überprüfung des eigenen Lernprozesses
  • die Überzeugung, der Aufgabe gewachsen zu sein.

Feedback unterstützt Studierende dabei, eigene fachliche Fehler zu erkennen und sie zu korrigieren. Außerdem kann Feedback Studierenden zeigen, welche Lernstrategien bei welcher Aufgabe am effektivsten sind, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Regelmäßiges Feedback hilft Studierenden, ihren eigenen Lernprozess zu reflektieren und ggf. zu regulieren (Van der Kleij et al., 2015). Voraussetzung ist, dass es wichtige Informationen über die Verbesserung des studentischen Lernverhaltens enthält.
Es berichtet Studierenden, was sie bereits können und was sie bei einer Aufgabenbearbeitung bereits richtig machen. Es zeigt aber auch an, wie sie an ihren Schwächen arbeiten können, um bei der nächsten Aufgabe eine bessere Leistung abzuliefern. Das motiviert Studierende, sich mit ihrem eigenen Lernprozess auseinanderzusetzen und ihr Lernverhalten zu optimieren. So beeinflusst Feedback auch die studentische Lernmotivation (Mäkipää & Hildén, 2021).

Aufgrund dieser Einflüsse wird Feedback zu einem der mächtigsten Instrumente, studentisches Lernverhalten zu steuern und zu fördern. Damit Feedback jedoch wirklich den Lernprozess von Studierenden und damit ihre Leistungen positiv beeinflusst, muss es gut und konstruktiv sein. Doch wann ist Feedback “gut”? 

Was zeichnet gutes Feedback aus?

David J. Nicola und Debra Macfarlane-Dick (2006) haben 7 Prinzipien einer guten Feedback-Praxis entwickelt, an denen sich Hochschullehrende orientieren können. Das nachfolgende Video stellt die Prinzipien vor und was darunter verstanden wird.

Um die Integration der 7 Prinzipien in die eigene Lehrpraxis zu erleichtern, können Dozierende sich an nachfolgender Checkliste (PDF-Dokument zum Download) orientieren: 

  1. Klarheit schaffen
  • Was ist für mich gute Leistung? Wie sieht für mich eine Musterlösung der Aufgabe aus oder welche Kriterien sollen die Studierenden erfüllen?
  • Habe ich die Studierenden ausreichend darüber informiert, was ich von ihnen erwarte?
  1. Selbstreflexion anregen
  • Bevor ich mit meinem Feedback beginne, frage ich die Studierenden nach der Einschätzung ihrer eigenen Leistung.
  • Ich frage die Studierenden, wo sie ihre größte Entwicklung oder den größten Kompetenzzuwachs bei der Aufgabenbearbeitung sehen.
  1. Qualitativ wichtige Informationen geben
  • Auf welche Aspekte der studentischen Leistung setze ich einen Fokus?
  • Bei welchen Aspekten der studentischen Leistung sehe ich das größte Entwicklungspotential der Studierenden?
  1. Dialog über Lernprozess führen
  • Ich frage die Studierenden, wie sie an die Aufgabe herangegangen sind.
  • Ich spreche mit den Studierenden über die Vor- und Nachteile ihrer Vorgehensweise.
  • Ich frage sie, was sie beim nächsten Mal anders bzw. besser machen wollen.
  1. Studentischen Selbstwert steigern
  • Was haben die Studierenden bei der Lösung der Aufgabe am besten gemacht?
  • Wo sehe ich den größten Kompetenzzuwachs der Studierenden im Vergleich zu vorherigen Aufgabenbearbeitungen?
  1. Lücke zwischen Ist- und Soll- Zustand schließen
  • Welche Tätigkeiten müssen passieren, damit die aktuelle studentische Leistung alle definierten Kriterien erfüllt? Welches Lernmaterial muss wie noch einmal durchgearbeitet werden?
  • Wie können die Studierenden eventuelle Wissenslücken schließen?
  • Wie kann ich sie dabei unterstützen?
  1. In eigene Lehre einbeziehen
  • Welche Informationen ziehe ich aus der studentischen Leistung für meine eigene Lehre?
  • Was muss ich für die nächsten Aufgaben ändern, umstellen oder noch stärker ausbauen?
  • Was muss ich für die nächsten Aufgaben beibehalten?

Je nach Aufgabensituation oder Zielgruppe kann es natürlich sein, dass die 7 Prinzipien guten Feedbacks unterschiedlich gewichtet werden. Trotzdem sollten Sie versuchen, immer alle Prinzipien zu berücksichtigen. 

Welche Erfahrungen haben Sie mit Feedback in der Hochschullehre gemacht? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit allen über die Kommentarfunktion.


Literatur

Mäkipää, T., & Hildén, R. (2021). What Kind of Feedback is Perceived as Encouraging by Finnish General Upper Secondary School Students? Education Science, 11, (12). DOI: 10.3390/educsci11010012

Nicola, D. J., & Macfarlane-Dick, D. (2006). Formative assessment and selfregulated learning: a model and seven principles of good feedback practice. Studies in Higher Education, 31 (2), S. 199-218. DOI: 10.1080/03075070600572090

Winne, P. H., & Butler, D. L. (1994). Student cognition in learning from teaching. In T. Husen & T. Postlewaite (Eds.), International encyclopaedia of education (2. Hrsg., S. 5738–5745). Oxford, UK: Pergamon.

Van der Kleij, F. M., Feskens, R. C. W., & Eggen, T. J. H. M. (2015). Effects of Feedback in a Computer-Based Learning Environment on Students’ Learning Outcomes: A Meta-Analysis. Review of Educational Research, 85 (4), S. 475-511. DOI: 10.3102/0034654314564881


Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags: Rottmeier, S (2021, 22. April). Mehr als “Gut gemacht!” – 7 Prinzipien guten Feedbacks. Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https://doi.org/10.5283/ZHW.20210422.DE

Unsere Autoren stellen sich vor:

Stephanie Rottmeier
Dr. Stephanie Rottmeier is a research assistant at the Centre for University and Academic Teaching (ZHW) at the University of Regensburg. She supports and advises lecturers with regard to the didactic design of lectures and seminars. Her focus here is on the themes of self-regulated learning, particularly the digital organisation of self-learning phases, and students’ motivation to learn.

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