5 typische Fehler bei der Foliengestaltung (und wie Sie diese vermeiden)

In der Hochschullehre ist ein durch Folien begleiteter Vortrag eine gängige Lehrmethode, z.B. in einer Vorlesung, bei Referaten oder auch der Präsentation von Arbeitsergebnissen. Oftmals leidet die Qualität des Vortrags allerdings durch ungünstig gestaltete Präsentationsfolien: Manche behindern eher das Verständnis des Lehrvortrags, als das sie es fördern. 

Wir stellen Ihnen in diesem Beitrag fünf Fehler vor, die häufig bei der Gestaltung von Präsentationsfolien gemacht werden. Zudem erhalten Sie evidenzbasierte Empfehlungen, wie sich diese Fehler vermeiden lassen.

Folien dienen dazu, Inhalte zu verdeutlichen und einen Vortrag zu unterstützen. Wichtig ist es dabei, die Präsentationsfolien so zu gestalten, dass sie die Informationsaufnahme erleichtern, ohne dabei die kognitiven Anforderungen (cognitive load) zur Verarbeitung der Folien (Paas & Sweller, 2014) unnötig zu erhöhen. Die Cognitive Theory of Multimedia Learning von R. E. Mayer (2014) gibt Hinweise darauf, welche Gestaltungsprinzipien besonders geeignet sind.

1. Textlastigkeit

Einer der häufigsten Fehler, der bei der Gestaltung von Folien gemacht wird: Die Folie wird ausschließlich mit Text gefüllt (vgl. Abbildung 1). Das passiert in der Regel dann, wenn mittels “Copy&Paste” Inhalte aus einem Skript 1:1 in eine Folie eingebunden werden. Häufig werden Folien auch bewusst großzügig mit Text befüllt, da die Präsentationsfolien zugleich als Handout für die Studierenden verwendet werden.

Beispiel für eine gemäß dem Multimediaprinzip ungünstig gestaltete Folie
Abbildung 1: Beispiel für eine gemäß dem Multimediaprinzip ungünstig gestaltete Folie

Studien zeigen eindrucksvoll, dass Inhalte einfacher zu verstehen sind, wenn einem Text eine geeignete Grafik beigefügt wird, als nur den Text alleine zu präsentieren (Multimediaprinzip; Mayer & Moreno, 2003). Beachten Sie deshalb zukünftig die folgenden Empfehlungen, wenn Sie Folien gestalten: 

  1. Verwenden Sie – wo möglich – Grafiken. 
  2. Legen Sie dabei Wert auf geeignete Grafiken: Unpassende Grafiken senken die Lernwahrscheinlichkeit im Vergleich mit Textfolien.
  3. Nutzen Sie visuelle Advance Organizer (u.a. auch, um die relevanten Konzepte im Langzeitgedächtnis zu aktivieren).
Beispiel für eine gemäß dem Multimediaprinzip gut gestaltete Folie
Abbildung 2: Beispiel für eine gemäß dem Multimediaprinzip gut gestaltete Folie

2. Präsentation irrelevanter Inhalte

Ein weiterer Fehler ist die Präsentation irrelevanter Inhalte (vgl. Abbildung 3). Das können

  • überdauernd eingeblendete Elemente (z.B. das Universitätslogo, das Datum des Vortrags, der Name des Lehrstuhls, die aktuelle Foliennummer…), 
  • komplexe Tabellen oder Diagramme, bei denen nur wenige, ausgewählte Ergebnisse wichtig sind,
  • Text, den Sie in einer Zierschrift gesetzt und/oder animiert haben, oder auch
  • auffällige, “verspielte” Foliendesigns sein.
Beispiel für eine gemäß dem Kohärenzprinzip ungünstig gestaltete Folie
Abbildung 3: Beispiel für eine gemäß dem Kohärenzprinzip ungünstig gestaltete Folie

Sie erleichtern Ihren Studierenden das Verständnis, wenn Sie Materialien bzw. Informationen entfernen, die für das Verständnis nicht notwendig sind, sondern ablenkend wirken (Kohärenzprinzip; Mayer & Moreno, 2003). Orientieren Sie sich zur Umsetzung an folgender Liste mit Empfehlungen:

  1. Halten Sie Visualisierungen so einfach wie möglich.
  2. Fügen Sie keine Grafiken ein, die ausschließlich schmückendes Beiwerk sind.
  3. Verwenden Sie bei der Formulierung von Text möglichst den Nominalstil bzw. Stichpunkte.
  4. Achten Sie auf eine gut lesbare Schrift (kontrastreich, serifenlos, ausreichend groß; keine Zierschrift).
  5. Vermeiden Sie Animationen – Setzen Sie diese nur dann ein, wenn sie wirklich sinnvoll sind.
  6. Sofern möglich, verzichten Sie auf die Einblendung von „Dauerelementen“ (z.B. Logo, Name) und die Fußzeile (z.B. Datum, Foliennummer) auf allen Folien. Tipp: Nutzen Sie die Titelfolie für die Angabe relevanter formaler Informationen.
  7. Achten Sie darauf, dass das Foliendesign nicht vom Inhalt ablenkt.
  8. Achten Sie auf eine einheitliche, harmonische Farbgestaltung. Beschränken Sie sich am Besten auf drei bis vier Farben für Ihre Präsentation.
Beispiel für eine gemäß dem Kohärenzprinzip gut gestaltete Folie
Abbildung 4: Beispiel für eine gemäß dem Kohärenzprinzip gut gestaltete Folie

3. fehlende optische Hinweise

Ein Fehler, der sich recht einfach vermeiden ließe, sich jedoch häufig auf Folien findet, ist das Fehlen optischer Signale (vgl. Abbildung 5). Gemeint sind damit auffällige Hinweise auf zentrale Aspekte, z.B. in Form von Pfeilen, Einkreisen oder Highlighten von Text.

Beispiel für eine gemäß dem Signalprinzip ungünstig gestaltete Folie
Abbildung 5: Beispiel für eine gemäß dem Signalprinzip ungünstig gestaltete Folie

Sie unterstützen das bedeutungsvolle Lernen, wenn Sie bei der Gestaltung Ihrer Folien zentrale Ideen optisch hervorheben (Signalprinzip; Mayer & Moreno, 2003):

  1. Um Textelemente optisch hervorzuheben, können Sie die entsprechenden Textteile farbig markieren, den Text fetten oder auch highlighten. Bei der Verwendung farbiger Markierungen beschränken Sie sich möglichst auf eine Farbe.
  2. Möchten Sie grafische Elemente hervorheben, können Sie z.B. Pfeile verwenden oder auch die entsprechenden Bereiche einkreisen oder einrahmen. 
  3. Alternativ können Sie irrelevante Elemente schattieren (z.B. in einer Animation).
  4. Unabhängig davon, für welche Variante Sie sich entscheiden: Achten Sie darauf, Hervorhebungen auf allen Folien auf die immer gleiche Weise vorzunehmen.
Beispiel für eine gemäß dem Signalprinzip gut gestaltete Folie
Abbildung 6: Beispiel für eine gemäß dem Signalprinzip gut gestaltete Folie

4. Sprecher:in-Text = Folientext

Fehler Nummer 4 in unserer Liste häufiger Fehler ist die Präsentation identischer Inhalte sowohl in Form von Folien- als auch gesprochenem Text (vgl. Video 1):

Video 1: Beispiel für eine gemäß dem Redundanzprinzip schlecht gestaltete Kombination aus Folie und Vortrag

Besser lernen Ihre Studierenden, wenn Sie identischen Text nicht in geschriebener und gleichzeitig in gesprochener Form darbieten (Redundanzprinzip; Mayer & Moreno, 2003). Haben Sie immer im Hinterkopf, dass die Folien als visuell unterstützendes Beiwerk Ihre mündliche Erzählung begleiten sollen, Sie bzw. Ihren Vortrag aber nicht ersetzen!

Berücksichtigen Sie also am besten folgende Punkte:

  1. Präsentieren Sie identische Inhalte nicht zeitgleich als Folientext und mündlichen Vortrag: Geschriebener Text auf Folien „verdrängt“ gesprochenen Text.
  2. Erläutern Sie Grafiken oder Animationen besser mündlich als durch geschriebenen Text auf der Folie.
Video 2: Beispiel für eine gemäß dem Redundanzprinzip gut gestaltete Kombination aus Folie und Vortrag

5. ungünstige Platzierung von Inhalten

Ein letzter Fehler, der häufig auf Präsentationsfolien zu sehen ist: Diagramme enthalten zwar eine Legende und Grafiken eine erläuternde Beschriftung, allerdings sind diese eigentlich zusammengehörenden Elemente räumlich weit voneinander entfernt auf der Folie positioniert (vgl. Abbildung 7).

Beispiel für eine gemäß dem Prinzip der räumlichen Nähe ungünstig gestaltete Folie
Abbildung 7: Beispiel für eine gemäß dem Prinzip der räumlichen Nähe ungünstig gestaltete Folie

Sie unterstützen Ihre Studierenden bei der Aufnahme und Verarbeitung der Inhalte, wenn Text und Grafiken räumlich nah beieinander platziert sind (Prinzip der räumlichen Nähe; Mayer & Moreno, 2003). 

Achten Sie deshalb darauf,

  1. Beschriftungen nah an Grafiken, Diagrammen bzw. Charts zu platzieren bzw. – sofern möglich – 
  2. noch besser nah an die entsprechende Stelle im Bild.
Beispiel für eine gemäß dem Prinzip der räumlichen Nähe gut gestaltete Folie
Abbildung 8: Beispiel für eine gemäß dem Prinzip der räumlichen Nähe gut gestaltete Folie

Fazit

Letztlich lassen sich mit überschaubarem Aufwand auch bereits vorhandene Folien verbessern – Diese Investition lohnt sich. Von Steve Jobs ist folgendes Zitat überliefert: “People who know what they’re talking about don’t need PowerPoint.” Dieses Statement würden wir so nicht stehen lassen wollen: Lehrende, die wissen, wie sie lernförderliche Folien gestalten, können PowerPoint (bzw. jedes andere Präsentationstool) sehr wohl sinnvoll einsetzen. 

Zur Vertiefung empfehlen wir Ihnen das Cambridge Handbook of Multimedia Learning, herausgegeben von Richard E. Mayer (2014). Sie finden dort ausführliche Erläuterungen zu den grundlegenden Theorien als auch zu den oben aufgeführten Prinzipien multimedialen Lernens (einschließlich deren Evidenzen).

Gerne weisen wir Sie an dieser Stelle auch auf die vom ZHW angebotenen Workshops “Foliengestaltung für Lehrvorträge” hin, in denen Sie Ihre Kenntnisse und Kompetenzen für die Erstellung lernförderlicher Vortragsfolien vertiefen können.


Literatur

Mayer, R. (Ed.). (2014). The Cambridge Handbook of Multimedia Learning (2nd ed., Cambridge Handbooks in Psychology). Cambridge: Cambridge University Press. doi:10.1017/CBO9781139547369

Paas, F., & Sweller, J. (2014). Implications of Cognitive Load Theory for Multimedia Learning. In R. Mayer (Ed.), The Cambridge Handbook of Multimedia Learning (Cambridge Handbooks in Psychology, pp. 27-42). Cambridge: Cambridge University Press. doi:10.1017/CBO9781139547369.004


Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags: Bachmaier, R. (2022, 27. Januar). 5 typische Fehler bei der Foliengestaltung (und wie Sie diese vermeiden). Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https:/doi.org/10.5283/ZHW.20220127.DE

Regine Bachmaier
+ Beiträge

Dr. Regine Bachmaier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik der Universität Regensburg. Sie unterstützt die Lehrenden im Bereich "Digitale Lehre", u.a. durch Workshops sowie individuelle Beratung. Daneben versucht sie, den Überblick über Aktuelles aus dem Bereich "Digitale Lehre" zu behalten und weiterzugeben.