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Partizipativ & interdisziplinär: Studiengänge flexibel gestalten

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Partizipativ & interdisziplinär: Studiengänge flexibel gestalten
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Interdisziplinarität, Flexibilität und studentische Partizipation sind drei zentrale Desiderate einer zukunftsfähigen Studiengangsgestaltung (Ionica, Vissiennon & Busse, 2024). Wie dies gelingen kann, zeigt der Studiengang „Gender Studies – Interdisziplinäre Forschung und Anwendung“ an der Universität Bielefeld. 

In der zehnten Folge unseres Podcasts unterhalten wir uns mit Dr. Svenja Haberecht und Inga Gostmann über die Anforderungen und Vorteile einer solchen Konzeption aus studentischer Sicht und Perspektive der Lehrenden.

Portrait Dr. Svenja Haberecht

Dr. Svenja Haberecht ist Lehrkraft für besondere Aufgaben und Studiengangskoordinatorin des MA Gender Studies der Fakultät für Soziologie an der Universität Bielefeld. Ihre Lehr- und Forschungsinteressen liegen im Bereich Flucht und Asyl, den postkolonialen Theorien und der Biographieforschung. Ihre regionalen Schwerpunkte sind Westbalkan und Westafrika. 

Portrait Inga Gostmann

Inga Gostmann studiert Gender Studies im Master an der Uni Bielefeld. Sie arbeitet in der Projektkoordination des StIL-geförderten Projekts „BiLinked“ am Zentrum für Lehren und Lernen der Uni Bielefeld und in der Community of Practice Public Humanities im selben Projekt mit. Sie engagiert sich für Partizipation an Hochschulen, zum Beispiel zu KI in der Hochschulbildung und zum Thema mentale Gesundheit an Hochschulen.

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01:20Könnt ihr den Studiengang kurz organisatorisch vorstellen. Was macht diesen Studiengang so besonders, was unterscheidet ihn von vielen anderen Studiengängen?
02:35Das ist in mancher Hinsicht eine Besonderheit. Es eröffnet sehr große Wahlmöglichkeiten in der Breite und in der Tiefe. Wie sieht das organisatorisch aus?
03:58Wie wirkt sich dieses sehr breite Angebot aus Studierendensicht im Studienalltag aus? Ist es eher die Qual der Wahl oder wisst ihr oder weißt du die Breite zu schätzen?
05:30Verstehe ich das richtig, ihr habt nicht nur eine große Auswahlmöglichkeit an verschiedenen Seminaren, sondern auch die Wahlmöglichkeit innerhalb der einzelnen Veranstaltungen, Studienleistungen weitgehend frei zu wählen?
05:45Ist das eine Liste an Angeboten, auf der wie auf einer Menükarte steht, du kannst einen Podcast machen oder du machst ein Referat oder du machst etwas ganz anderes. Oder könnt ihr euch da selber einbringen, also sagen, ich hätte Lust, weil ich sowieso gerne Podcasts mache, hier einen Podcast zu machen?
07:15Studienleistungen sind ja das eine. Wie sieht es denn bei den Prüfungen aus? Habt ihr da auch Wahlmöglichkeiten oder sind die Prüfungen festgelegt?
08:58Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass eine Masterarbeit immer geschrieben werden muss, Svenja, vielleicht aus Sicht der betreuenden Personen, wäre es dann tatsächlich möglich, dass jemand das Studium abschließt und zur Masterarbeit geht, ohne vorher schriftliche Arbeiten geschrieben zu haben? Nicht, weil es nicht angeboten wird, sondern weil man das für sich selbst so entschieden hat?
10:10Ist diese Vielfalt an Prüfungen eher zufällig entstanden durch die Interdisziplinarität und durch die verschiedenen Fachkulturen? Oder war es von Anfang an mit eingepreist zu sagen, wir wollen einen Studiengang, bei dem Studierende wählen können, der viel an Verantwortung letztendlich an die Studierenden zurückgibt?
11:33Das setzt natürlich schon sehr viel Kompetenz auch bei den Studierenden voraus, sich bewusst zu entscheiden – nicht nur immer das zu machen, was ich vielleicht am besten kann, sondern auch mal was Neues auszuprobieren. Inga, erlebst du es, dass es vielleicht auch manche Studierenden überfordert oder dass man dann vielleicht bequem wird? 
14:29Ich finde es jetzt besonders interessant, weil mir häufig das Argument begegnet, es wäre über die Akkreditierung nicht möglich. Es gäbe gesetzliche Hindernisse, die das verbieten. Es scheint aber doch so zu sein, als ob gesetzliche Rahmen da gar nicht so sehr im Wege stehen würden, wie manche Studiengangsverantwortlichen denken.
16:04Ihr habt ein sehr breites Angebot, soweit ich das verstehe. Inwieweit können Studierende Veranstaltungen auch inhaltlich mitgestalten? Denn ich stelle mir vor, wenn ich eine Studienleistung selbst gestalte, dann will ich ja vielleicht auch inhaltlich einen gewissen Freiraum haben. Ist das häufig gegeben oder in welcher Form ist das möglich bei euch?
18:31Das hört sich sehr spannend an, aber auch vielleicht für Lehrende sehr anstrengend. Svenja, hast du bereits Erfahrungen gemacht? Wenn ich jetzt studiere und ich sage, ich möchte dieses oder jenes umfangreichere Werk schon länger mal lesen und ich finde auch ein paar Studierende. An wen gehe ich denn dann? Letztendlich liegt die Verantwortung ja an Lehrenden, dass manche Rahmenbedingungen oder Qualitätsstandards eingehalten werden. Hast du das schon mal von Lehrendenseite aus erlebt, wie das dann funktioniert?
21:15Wie sieht in so einem Fall die Prüfung aus? Wenn die Inhalte, Formate und so weiter von den Studierenden festgelegt werden, ist dann die Studienleistung abgedeckt dadurch, dass die Konzeption erbracht worden ist, was ja sehr viel Arbeit sein kann?
23:02Das hört sich alles wirklich sehr partizipativ an, als können die Studierenden hier in sehr vielen Punkten ganz einfach ihr eigenes Studium in die Hand nehmen. Vielleicht, Inga, ein letztes Fazit zu dem Studiengang. Wie empfindest du es, so viel Freiraum zu haben? Und wäre das vielleicht ein Modell, das für eine spezielle Klientel aus deiner Perspektive funktioniert oder das für viel mehr Studiengänge offen sein sollte?
24:42Svenja, wie wirkt denn diese Partizipation aus Lehrendensicht? Ist es da auch mehr Freiraum oder ist es mehr Last, weil man auf bestimmte Extrawürste dann immer eingehen muss? Wie siehst du diese ganzen Freiräume?
Literatur

Universität Bielefeld (2013/2024). Modulkatalog zum Studiengang Gender Studies „Interdisziplinäre Forschung und Anwendung“. https://ekvv.uni-bielefeld.de/sinfo/publ/master-as/gender?m

Gostmann, I. & Hildermeier, L. (2025). Studierende im Mittelpunkt: Individuelle Studiengestaltung und kollaborative Curriculumentwicklung. Hochschulforum Digitalisierung. https://hochschulforumdigitalisierung.de/studierende-im-mittelpunkt-curriculumentwicklung/

Ionica, L., Vissiennon, M. & Budde, J. (2024). Studiengänge für eine digitale Welt: Whitepaper zur Curriculumentwicklung als hochschulweiter Veränderungsprozess (HFD Arbeitspapier Nr. 76). Hochschulforum Digitalisierung. https://hochschulforumdigitalisierung.de/wp-content/uploads/2024/02/HFD_AP_76_Studiengaenge_fuer_eine-_digitale_Welt.pdf

Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags

Hawelka, B. (2025, 17. April). Partizipativ & interdisziplinär: Studiengänge flexibel gestalten. Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https://doi.org/10.5283/ZHW.20250417.DE


Birgit Hawelka
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Dr. Birgit Hawelka ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik an der Universität Regensburg. In Forschung und Lehre beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit den Themenfeldern Lehrqualität und Evaluation. Ansonsten verfolgt sie neugierig alle Entwicklungen und Erkenntnisse rund um das Thema Hochschullehre.