Die studentische Lernmotivation zu fördern, ist ein wesentliche Qualitätsmerkmal guter Hochschullehre. Denn die Motivationslage der Studierenden entscheidet, ob und wie intensiv sie sich mit einer Lernaufgabe auseinandersetzen. Lehrende haben verschiedene Möglichkeiten, auf die Lernmotivation ihrer Studierenden Einfluss zu nehmen.
Unter Lernmotivation versteht man das Engagement und die Bereitschaft, sich mit Lerninhalten aktiv über einen längeren Zeitraum auseinanderzusetzen, um Wissen und Fähigkeiten zu erwerben (Schiefele, 2009). Studierende, die eine hohe Bereitschaft zeigen, sind “motivierter” als Studierende, die weniger Engagement beim Lernen aufbringen. Doch nicht nur das Ausmaß der Motivation ist unterschiedlich. Studierende lernen auch aus unterschiedlichen Gründen. Setzen sie sich gern mit neuen Wissensinhalten auseinander, weil diese für sie interessant sind oder ihnen die Lerntätigkeit (z.B. das Lösen von Aufgaben, Fallanalysen, Programmieren usw.) an sich Spaß macht, spricht man von intrinsischer Lernmotivation (Deci & Ryan, 1993).
Wenn Studierende mit ihrer Lernhandlung ein für sie attraktives Ziel verfolgen, nennt man diese Form des Antriebs extrinsische Motivation. Studierende lernen also, um eine gute Note zu erreichen oder eine Lehrveranstaltung erfolgreich zu absolvieren. Der Grund dafür kann in Zielen liegen, die sie erreichen wollen: ein erfolgreicher Studienabschluss oder die Voraussetzung für einen gewünschten Beruf. Ebenso kann der Grund in ihrer Persönlichkeitsstruktur liegen, dass sie nämlich einfach gerne erfolgreich sind.
Für Dozierende ist es wichtig zu wissen, dass sich intrinsische und extrinsische Motivation nicht ausschließen (Deci & Ryan, 1993). Studierende sind nie entweder nur intrinsisch oder nur extrinsisch motiviert. Vielmehr können sie ein Thema interessant empfinden und gleichzeitig auch das Ziel verfolgen, eine gute Note im Referat zu erhalten. Bei jedem neuen Wissensinhalt, bei jeder neuen Lernsituation bzw. in jeder Lehrveranstaltung sind immer beide Versionen in unterschiedlich starken Ausprägungen vorhanden. Außerdem kann dieses “Motivationsgemisch” sich von Minute zu Minute ändern. So meinen Studierende bei manchen Themenfeldern, dass diese eigentlich auf den ersten Blick nicht wirklich interessant klingen. Im Laufe der Veranstaltung merken sie allerdings, dass der erste Eindruck trügt und die Inhalte durchaus interessant und/oder für sie persönlich relevant sind. Um diese Veränderung der studentischen Lernmotivation herbeizuführen, haben Dozierende verschiedene Möglichkeiten (Müller, 2007).
Häufig genannt werden in diesem Zusammenhang didaktische Arrangements, die der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993) folgen: Dabei steht die Erfüllung von drei Grundbedürfnissen im Vordergrund.
- Autonomie ermöglichen: Dies können Sie erreichen, indem Sie es den Studierenden ermöglichen, ihren eigenen Lernprozess mitzubestimmen. Dies gelingt, indem Sie den Studierenden Wahlmöglichkeiten (z.B. bezüglich Themen, Medien, Prüfungsform) bieten, die Studierenden ihre eigenen Interessen einbringen können bzw. in ihrem eigenen Lerntempo selbstständig arbeiten können. Eine weitere Möglichkeit ist die Zwischenevaluation der Lernumgebung mit anschließender direkter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse.
- Kompetenzerleben fördern: Wesentlich sind hier regelmäßige herausfordernde Aufgabenstellungen, durch die der eigene Lernfortschritt überprüft werden kann und anschließendes konstruktives Feedback.
- Soziale Eingebundenheit herstellen: Die Studierende fühlen sich als Teil einer Lerngemeinschaft mit offener Lernatmosphäre. Bieten Sie die Möglichkeit, jederzeit Fragen zu stellen, schätzen Sie jeden Beitrag wert und lassen Sie Raum für Interaktionen und kollaboratives Lernen.
Dozierende haben darüber hinaus zwei weitere Möglichkeiten, die Lernmotivation ihrer Studierenden zu beeinflussen, die ihnen – unserer Erfahrung nach – oftmals nicht so bewusst sind:
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Dozierende können durch das eigene Lehrhandeln die Studierenden für ein Thema begeistern, indem sie selbst als Motivationsfaktor (Müller, 2007) wirken:
- Das klappt einerseits, indem Sie den Studierenden zeigen, was Sie selbst an den Lerninhalten interessant finden. Wenn den Studierenden vermittelt wird, was Sie als Lehrperson an dem Lernstoff spannend oder faszinierend empfinden, lassen sie sich oftmals von Ihrem Enthusiasmus anstecken. Zeigen Sie den Studierenden an verschiedenen Stellen, was Ihre eigene persönliche Perspektive auf die Lerninhalte ist. Außerdem können Sie darauf hinweisen, welche Relevanz ein Thema für Sie persönlich hat, indem Sie Ihre eigenen Forschungsinteressen in die Lehre integrieren und Studierende in die Forschung (zumindest teilweise) einbinden. Diese können sich dann als Teil einer community of practice fühlen.
- Andererseits bedeutet dies auch, dass Sie Ihr eigenes Engagement für die Lehre sichtbar machen, also Ihren Ehrgeiz, gute Lehre halten zu wollen und die Studierenden bestmöglichst in ihrem Lernprozess zu unterstützen. Das zeigt sich in der Qualität Ihrer Instruktion. Eine transparente Vorgehensweise bei der Gestaltung der Lehre ist dabei entscheidend. Zielsetzungen, klare Kommunikation von Erwartungen und Anforderungen sowie der sinnvolle Einsatz von verschiedenen innovativen Methoden zeigen den Studierenden, wie wichtig Ihnen ein erfolgreiches Lernen ist.
Entscheidend ist, dass Sie als Lehrperson authentisch und ehrlich bleiben. Denn natürlich gibt es auch Lerninhalte, die Dozierende weniger interessieren und somit auch weniger Spaß machen zu unterrichten. Diese Lerninhalte haben trotzdem ihre Berechtigung, wenn sie für die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen. Und das ist eine weitere Möglichkeit, Studierende zum Lernen von bestimmten Inhalten zu motivieren:
- Relevanz der Inhalte für die Studierenden: Stellen Sie als Lehrperson den Studierenden dar, wie der aktuelle Lernstoff mit einem weiteren erfolgreichen Studienverlauf, mit anderen Fächern, mit einem späteren Beruf oder mit ihren persönlichen Alltagserfahrungen in Verbindung steht. Besonders extrinsisch motivierten Studierenden hilft die dargestellte Relevanz der Inhalte, eine direkte Verbindung zu ihren eigenen Zielen zu finden (siehe oben). Die Verbindungen zwischen Theorie und Praxis können mündlich angesprochen oder auch sehr bildlich durch praxisnahe Aufgaben oder Problemstellungen (z.B. Problem-based-learning) sichtbar gemacht werden. Realitätsnahe Aufgabenstellungen, wie z.B. Fallanalysen oder Simulationen, ermöglichen es den Studierende, die Relevanz der Lerninhalte direkt zu erfahren und auszuprobieren. Wird ein Experte/eine Expertin aus der Praxis eingeladen oder organisieren Sie eine Exkursion, kann dies die Relevanz der Inhalte für die Studierenden ebenfalls verdeutlichen.
Die beiden zuletzt beschriebenen Einflussfaktoren der Motivation fühlen sich im ersten Moment recht abstrakt an. Jedoch gibt es verschiedene Möglichkeiten sie in die Lehre zu integrieren. Welche konkreten Umsetzungsideen in Ihrer eigenen Lehre fallen Ihnen dazu ein? Wir freuen uns, wenn Sie uns dazu einen Kommentar schreiben!
Literatur
Deci, E. L. & Ryan, R. M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 39, 223-238.
Müller, F. H. (2007). Studierende motivieren. In B. Hawelka, M. Hammerl & H. Gruber (Hrsg.), Förderung von Kompetenzen in der Hochschullehre (31-43). Krönig: Asanger.
Schiefele, U. (2009). Motivation. In: E. Wild, J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Springer Verlag: Heidelberg. DOI 10.1007/978-3-540-88573-3_7
Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags: Rottmeier, S. (2021, 17. Juni). Motiviert lernen – wie kann ich meine Studierenden dabei unterstützen? Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https://doi.org/10.5283/ZHW.20210617.DE
Stephanie Rottmeier
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