Lightboard-Lehrvideos: Spotlight auf das Wesentliche

Einen Lehrvortrag mit Tafelanschrieb als Lehrvideo umsetzen ganz ohne technische Kenntnisse und in dem ihnen bekannten Kontext “Whiteboard und Stift”? Ja, das lässt sich nahezu im Handumdrehen realisieren: mit Hilfe einer Lightboardaufnahme.

Visualisierungen in der (Präsenz)lehre

In der Präsenzlehre verwenden Sie Tafel, Whiteboard oder Flipchart zur Veranschaulichung des Gesagten. Bei adäquater Gestaltung der Visualisierung können Sie damit folgende Mehrwerte erzielen (Hawelka & Wendorff, 2007):

  • Komplexe Sachverhalte lassen sich in reduzierter Form darstellen. Damit werden diese für Ihre Studierenden übersichtlich.
  • Charts eignen sich für die Präsentation abstrakter Beziehungen und Zusammenhänge. 
  • Mit Hilfe von Diagrammen können Sie quantitative Daten anschaulich darstellen.
  • Abläufe, die sich dynamisch entwickeln, lassen sich Schritt für Schritt visualisieren.
  • Sie können Kernaussagen oder Zusammenfassungen schriftlich fixieren und visuell betonen. 
  • Der Einsatz von Tafel, Whiteboard oder Flipchart bietet sich auch zur Präsentation von Advance Organizers an.

Erstellung eines Lehrvideos mit einem Lightboard

Die Verwendung eines Lightboards ist eine sehr interessante Möglichkeit, dieses Szenario des vortragsbegleitenden Einsatzes von Tafel oder Whiteboard als asynchrones Lehrvideo umzusetzen. Das folgende Beispiel zeigt, wie ein fertiges Lightboardvideo aussehen kann:

Sie haben es sicherlich selbst bemerkt: In einem Lightboardvortrag nehmen Sie mit dem Publikum Blickkontat auf und sprechen es direkt an. Das schafft eine angenehme, persönliche Lernatmosphäre. Darüber hinaus steckt in einem Lightboardvortrag noch deutlich mehr Potential.

Empfehlungen für die Gestaltung eines Lightboardvortrags

Die Verwendung eines Lightboards unterstützt Lehrende hervorragend dabei, Lehrvideos unter Berücksichtigung der Prinzipien der Cognitive Theory of Multimedia Learning (CTML) von R. E. Mayer zu gestalten. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige dieser Prinzipien vor. Wir gehen auch darauf ein, wie Sie diese in einem Lightboardvortrag konkret umsetzen können (Lubrick et al., 2019):

  • Multimediaprinzip | Es ist besser, Informationen durch Text und Bild zu präsentieren als nur durch Text:
    Bei der Lightboardaufnahme werden die Informationen durch den Lehrvortrag (gesprochener Text) in Kombination mit dem Aufschrieb am Lightboard (Bild) präsentiert. Bzw. sie werden in Form von Text-Bild-Kombinationen auf dem Lightboard dargestellt.
  • Modalitätsprinzip | Es ist besser, wenn verbale Informationen auditiv statt schriftlich dargestellt werden:
    Das Lightboard verleitet Sie deutlich weniger als andere Szenarien dazu, Text eher geschrieben als gesprochen zu präsentieren. Ihr Lehrvortrag (auditive Darstellung verbaler Informationen) ist wesentliches Element des Lehrvideos. 
  • Redundanzprinzip | Es ist besser, wenn identischer Text nicht in geschriebener und gleichzeitig gesprochener Form dargeboten wird:
    Bei einem Lightboardvortrag ergänzen sich die auditiven und visuellen Informationen – eine gleichzeitige Textdarbietung wird durch das Setup nahezu ausgeschlossen.
  • Prinzip der zeitlichen Nähe | Es ist besser, wenn verbale und visuelle Materialien zeitgleich synchronisiert und nicht zeitlich getrennt dargeboten werden:
    Achten Sie darauf, dass Sie den Vortrag simultan zum Lightboardaufschrieb halten.
  • Prinzip der räumlichen Nähe | Es ist besser, wenn sichtbarer Text und visuelle Materialien nicht getrennt, sondern miteinander dargeboten werden:
    Platzieren Sie Beschriftungen nah an Diagrammen, Charts, Grafiken bzw. nah an die entsprechende Stelle im Bild.
  • Kohärenzprinzip | Es ist besser, wenn keine Materialien präsentiert werden, die für das Verständnis nicht notwendig sind, sondern ablenkend wirken:
    Das Lightboard ist eine Glasscheibe. Damit liefert das Lightboard selbst keinerlei Ablenkung. Durch seine definierte Fläche haben Sie nur beschränkten Platz für Ihren Anschrieb zur Verfügung. Dies unterstützt Sie in der Fokussierung auf die wesentlichen Aspekte.
  • Signaleffekt | Es ist besser, wenn Hinweisreize gegeben werden:
    Verwenden Sie Stifte unterschiedlicher Farbe und optische Hinweise (Pfeile; Einkreisen oder Unterstreichen…), um zentrale Ideen optisch hervorzuheben. Nutzen Sie bewusst auch Gesten, um auf Wesentliches hinzuweisen.

Technische Umsetzung einer Lightboardaufnahme

Ein Lightboard ist eine beleuchtete Glasscheibe. Auf dieser Glasscheibe visualisiert der/die Vortragende mit speziellen Neonstiften vortragsbegleitend die zentralen Gedanken.

Möchten Sie ein Lightboardvideo aufnehmen, benötigen Sie neben dem Lightboard eine Videokamera. Sofern vorhanden, nutzen Sie zudem ein (kabelloses) Anstreckmikrofon. Ein Beleuchtungsset kann eventuell die Aufnahmequalität etwas verbessern, ist aber unserer Erfahrung nach nicht zwingend notwendig. Darüber hinaus sind bei Lightboardaufnahmen zwei Besonderheiten zu berücksichtigen:

  1. Sowohl die Fläche hinter dem Whiteboard als auch die gegenüberliegende Seite (hinter der Kamera) sollten dunkel gestrichen bzw. mit einem dunklen Hintergrund versehen sein. Der Raum, in dem die Aufnahme stattfindet, sollte sich verdunkeln lassen. Bei uns kommt ein frei stehender Panoramahintergrund mit schwarzem Stoff zum Einsatz. Die Wand hinter der Kamera ist in einem dunklen Grau gestrichen.
  2. Die Lightboardaufnahme muss horizontal gespiegelt werden. Bei uns bewährt hat sich der Einsatz einer herkömmlichen Videokamera und der Software OBS Studio, bei der das Bild horizontal gespiegelt aufgenommen und direkt als Videodatei auf dem Rechner gespeichert wird.
Lightboardaufnahme im Videostudio des ZHW (Universität Regensburg)

Lightboardaufnahme aus Vortragendensicht

Lightboardaufnahme im Videostudio des ZHW (Universität Regensburg)

Es gibt daneben natürlich weitere Varianten, um das Bild zu spiegeln: Manche hochwertigen Videokameras ermöglichen die direkte horizontal gespiegelte Aufnahme. Auch der Einsatz eines Videoscalers oder Spiegels ist möglich. Nachträgliches Spiegeln lässt sich mit einer Videoschnittsoftware recht einfach bewerkstelligen. Alle gängigen Schnittprogramme bieten diese Option.

Die erste Lightboardaufnahme – Tipps für Dozierende

Prof. Dr. Anja Pfennig (HTW Berlin) nutzt schon seit einigen Jahren Lightboardvideos für ihre Lehre. Sie hat ihre Empfehlungen in einem sehr praxisnahen Tutorial zusammengefasst:

Für alle Dozierenden, die sich auf ihre erste Lightboardaufnahme vorbereiten möchten, haben wir eine ausführliche Checkliste zusammengestellt:

Checkliste “Tipps für einen Lightboardvortrag”

Unser Angebot für Lehrende der Universität Regensburg

Neugierig geworden? Aufnahmen für Lightboardvideos können Sie im Videostudio des ZHW durchführen. Das Team des ZHW unterstützt Sie bei den Aufnahmen und dem anschließenden Schnitt. Sie benötigen keinerlei technische Kenntnisse. Bei Interesse setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung. Dazu nutzen am besten das Kontaktformular.

Kontaktieren Sie uns auch gerne, wenn Sie ausführlichere Informationen bezüglich unseres Lighboards sowie der Hard- und Software, die bei uns im Einsatz ist, benötigen.


Literatur

Burdinski, D. (2020). Lehren mit Lightboard-Videos. DUZ, 76 (1), 48-51.

Hawelka, B. & Wendorff, J. A. (2007). Medien in der Hochschullehre. In B. Hawelka, M. Hammerl & H. Gruber (Hrsg.). Förderung von Kompetenzen in der Hochschullehre (S. 137-150). Asanger Verlag.

Lubrick, M., Zhou, G., & Zhang, J. (2019). Is the Future Bright? The Potential of Lightboard Videos for Student Achievement and Engagement in Learning. Eurasia Journal of Mathematics, Science and Technology Education, 15(8), em1735. https://doi.org/10.29333/ejmste/108437


Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags: Bachmaier, R. (2021, 21. Oktober). Lightboard-Lehrvideos: Spotlight auf das Wesentliche. Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https://doi.org/10.5283/ZHW.20211021.DE

Regine Bachmaier
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Dr. Regine Bachmaier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik der Universität Regensburg. Sie unterstützt die Lehrenden im Bereich "Digitale Lehre", u.a. durch Workshops sowie individuelle Beratung. Daneben versucht sie, den Überblick über Aktuelles aus dem Bereich "Digitale Lehre" zu behalten und weiterzugeben.