In der heutigen Podcast-Folge unterhalten wir uns mit Prof. Bob Uttl über studentische Lehrveranstaltungsevaluationen. Wir reden darüber, was möglich ist, und diskutieren vor allem die Grenzen dessen, was uns diese Bewertungen wirklich sagen können.
Bob Uttl ist Professor für Psychologie an der Mount Royal University (MRU) in Calgary, Kanada. Er ist ein kognitiver Psychologe mit Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Gedächtnis, Intelligenz, Altern, Bewertung und Psychometrik. Als (Mit-)Autor mehrerer viel beachteter Veröffentlichungen untersuchte er die Gültigkeit und die Verzerrungen von studentischen Lehveranstaltungsevaluation. Seine Forschung wurde in verschiedenen Medien aufgegriffen, darunter Inside Higher Ed, University Herald und The Guardian.
Zeitmarken
01:26 | Bob, in deiner Arbeit über die Bewertung der Lehre durch die Studierenden hast du die Verwendung standardisierter Instrumente zur Messung der Effektivität der Lehre kritisiert. Kannst du erläutern, welche Argumente und Erkenntnisse dich zu diesem Schluss geführt haben? |
03:58 | Würdest du also sagen, Intelligenz ist also der wichtigste Faktor, der die Lernergebnisse beeinflusst? |
04:33 | Es ist aber doch möglich, dass die Lehrperson das Interesse der Studierenden an dem Fach, das sie unterrichten, beeinflusst und somit indirekt für die Lernergebnisse verantwortlich ist oder diese beeinflussen kann? |
05:05 | Gibt es andere Punkte, die die Ergebnisse von studentischen Bewertung beeinflussen oder verzerren könnten? |
07:10 | Pflichtkurse sollten demnach schlechter bewertet werden als Kurse, die die Studierenden selbst und nach ihren Interessen wählen können, oder? |
07:43 | In einem deiner Texte erwähnst du eine Studie, die nahelegt, dass Anreize wie das Verschenken von Schokolade die Bewertung der Studierenden beeinflussen können. Wie würden Sie diese seltsamen Ergebnisse erklären? Und welche psychologischen Faktoren könnten in diesem speziellen Fall die Meinung der Studierenden beeinflussen? |
10:39 | Als Zwischenfazit würdest du sagen, dass es keine objektive Methode zur Messung der Lehrqualität gibt. Aber vielleicht messen die Lehrveranstaltungsevaluationen dann, wie gut es den Lehrenden gelingt, die Erwartungen der Studierenden an eine gute Unterrichtsqualität zu erfüllen? |
11:15 | Kennen die Studierenden ihre Noten in Kanada oder an deiner Universität bereits vor der Lehrveranstaltungsevaluation? |
11:48 | Sowohl die Amerikanische als auch die Deutsche Gesellschaft für Soziologie schlagen vor, SETs nicht zur summativen, sondern zur formativen Evaluation einzusetzen. Sie empfehlen sie als eine Möglichkeit, das Feedback der Studierenden und ihre Sichtweise zu verschiedenen Aspekten eines Kurses zu sammeln. Würdest du solchen Szenarien zustimmen? |
13:17 | Können wir Verhaltensweisen von Lehrpersonen identifizieren und messen, die eindeutig auf Ineffizienz hindeuten? |
13:38 | In einem deiner letzten Texte fasst du einige Indikatoren für ineffektiven Unterricht zusammen. Das könnte die Grundlage für die Dekaninnen und Dekane sein, um darüber zu sprechen, was einer Lehrveranstaltung passiert, oder um ineffektive Dozenten zu identifizieren, oder? |
15:32 | Anstatt also zu versuchen, die Effektivität von Lehre zu messen, würdest du also versuchen, ineffektive Lehre zu identifizieren? |
Literatur
American Sociological Association (2019). Statement on Student Evaluations of Teaching. www.asanet.org/sites/default/files/asa_statement_on_student_evaluations_of_teaching_feb132020.pdf
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (2020, September 3). Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zum Umgang mit studentischen Lehrveranstaltungsevaluationen. https://soziologie.de/aktuell/stellungnahmen/news/stellungnahme-der-deutschen-gesellschaft-fuer-soziologie-zum-umgang-mit-studentischen-lehrveranstaltungsevaluationen
Uttl, B., White, C. A., & Gonzalez, D. W. (2017). Meta-analysis of faculty’s teaching effectiveness: Student evaluation of teaching ratings and student learning are not related. Studies in Educational Evaluation, 54, 22–42. https://doi.org/10.1016/j.stueduc.2016.08.007
Uttl, B. (2023). Student evaluation of teaching (SET): Why the emperor has no clothes and what we should do about it. Human Arenas. https://doi.org/10.1007/s42087-023-00361-7
Lizenzierung
Studentische Lehrveranstaltungsevaluation – und wodurch sie verzerrt wird ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Birgit Hawelka
Dr. Birgit Hawelka ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik an der Universität Regensburg. In Forschung und Lehre beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit den Themenfeldern Lehrqualität und Evaluation. Ansonsten verfolgt sie neugierig alle Entwicklungen und Erkenntnisse rund um das Thema Hochschullehre.
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