Die Corona-Pandemie verhinderte es, Tutorien in Präsenz anzubieten. Als Tutor:innen am Institut für Pädagogik haben wir aus der Not eine Tugend gemacht. Wir haben nicht nur die digitalen Möglichkeiten zur Neugestaltung von Tutorien genutzt. Wir haben die Neustrukturierung auch genutzt, um die Zusammenarbeit im Team zu verbessern. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, ziehen wir Bilanz: Wie haben wir es geschafft, den Teamgeist im Tutor:innen-Team zu stärken? Wie haben wir ein effizientes Wissensmanagementsystem aufgebaut?
Ein Team ist mehr als die Summe seiner Mitglieder. Arbeitsteilig arbeiten hier Personen in sozialer Interaktion an gemeinsamen Zielen und Aufgaben (Kozlowski & Ilgen, 2006). Nicht immer klappt diese Zusammenarbeit effektiv. Als Mitglieder eines Tutor:innen-Teams an der Universität Regensburg haben wir unsere langjährigen Erfahrungen genutzt, um uns nach innen, nach außen und für die Zukunft neu zu strukturieren.
Team nach innen – Tutor:innen unter sich
Als kleinste Einheit gilt bei uns nicht das Individuum, sondern das “Team im Team”. Tutorien werden immer zu zweit sowohl vorbereitet als auch gehalten. Die Vorteile von Team Teaching (De Backer et al., 2021) können wir mit unseren Erfahrungen nur bestätigen. Durch Arbeitsteilung können wir bei der Vorbereitung effizienter vorgehen. Mit unseren unterschiedlichen Stärken und Interessen ergänzen wir uns gegenseitig und entwickeln uns durch die enge Zusammenarbeit weiter – persönlich wie professionell. Auch bei der Einarbeitung von noch unerfahrenen Tutor:innen hat uns das Konzept in die Hände gespielt: Zur effizienten Einarbeitung wurden Teams aus neuen und erfahrenen Tutor:innen gebildet.
Eine:r der Tutor:innen übernimmt zusätzlich die Rolle der Teamleitung des Gesamtteams. Zu seinen bzw. ihren Aufgaben gehört es einerseits, organisatorische Angelegenheiten zu erledigen. Andererseits plant und moderiert er/sie die Team-Meetings.
Die Team-Meetings finden regelmäßig über Zoom statt. Wir tauschen uns in diesem Rahmen darüber aus, was bei laufenden Tutorien, aber auch bei uns persönlich aktuell ansteht. Dadurch unterstützen wir uns gegenseitig mit Ratschlägen und Anregungen. Diese Meetings bieten auch die Möglichkeit, neue Tutor:innen willkommen zu heißen und scheidende zu verabschieden.
Für Teams ist es wichtig, dass sie sich über gemeinsame Ziele definieren (Schöttle & Tillmann, 2018). Das erste und letzte Treffen im Semester haben darum bei uns eine spezielle Bedeutung. Im ersten Treffen formulieren wir in einem Satz, welches Ziel wir uns als Tutor:innen-Team gemeinsam für das Semester setzen. Zudem nimmt sich jede:r Tutor:in ein individuelles Ziel für das aktuelle Semester vor. Im letzten Treffen beenden wir das Semester mit der Reflexion, inwiefern wir unsere gemeinsamen und individuellen Zielsetzungen erreicht haben.
Team nach außen – Zusammenarbeit mit Vorgesetzten
Für die Qualität des Tutorien-Angebots ist es wichtig, mit den verantwortlichen Dozierenden zusammenzuarbeiten. Diese sollten sich zu diesem Zweck Zeit nehmen, um für Absprachen mit dem Tutor:innenteam verfügbar zu sein. Vonseiten unseres Teams haben wir die Teamleitung als Ansprechperson kommuniziert und eine Funktionsadresse für E-Mails eingerichtet. Dadurch werden wir auch von außen als Team wahrgenommen.
Besonders zu Semesterbeginn und -ende ist aber ein gemeinsames Meeting des/r Vorgesetzten mit dem gesamten Tutor:innenteam sinnvoll. In diesem Rahmen besprechen und reflektieren wir transparent Pläne und Herausforderungen. Außerdem bieten sie uns Raum für beidseitige, innovative Vorschläge, um Veranstaltungen weiterzuentwickeln.
Trotz fester Absprachen mit Vorgesetzten ist es die Aufgabe des Tutor:innenteams, die situativen Anforderungen zu berücksichtigen. Ermöglichen kann dies der bzw. die Vorgesetzte, indem er oder sie den Tutor:innen Autonomie in ihrer Arbeitsweise zuspricht und fördert. Dazu gehört, dass wir Freiheiten in der didaktischen Gestaltung erhalten und inhaltliche Schwerpunkte setzen dürfen.
Team für die Zukunft – Wissensdokumentation
Bei der gängigen Fluktuation der studentischen bzw. wissenschaftlichen Hilfskräfte ist es in der Vergangenheit oft vorgekommen, dass wertvolles Erfahrungswissen verloren gegangen ist. Will man dieses Wissen für die Zukunft bewahren, kommt man am Thema Wissensmanagement nicht vorbei (Probst et al., 2012).
Wir nutzen MyFiles (Filr) als virtuelle Festplatte, um unsere Materialien nach Semester und Veranstaltung strukturiert zu archivieren. Zu diesen Materialien gehören vor allem die PowerPoint-Foliensätze vorangegangener Tutorien. Zu jedem Foliensatz gibt es einen Drehplan, der jeden Foliensatz um einen Zeitplan und inhaltliche Notizen ergänzt. Zusätzlich pflegen wir Dokumente, in denen wir veranstaltungsunabhängiges Erfahrungswissen in Form von Tipps und Vorlagen explizit machen.
Speziell für unser Team ist, dass wir in unseren Tutorien häufig digitale, interaktive Tools (z.B. Kahoot, miro, Padlet) einsetzen. Die dort erstellten Materialien können zukünftig genutzt werden, weil der Zugriff über die Funktionsadresse für E-Mails organisiert ist.
Für die Studierenden haben wir alle Veranstaltungen in einem zentralen, moodle-basierten Kurs verlinkt. Somit können diese alle Materialien immer abrufen – auch wenn wir manche Tutorien nicht jedes Semester anbieten.
Fazit
Obwohl die Corona-Pandemie den universitären Betrieb in vielerlei Hinsicht eingeschränkt hat, konnten wir die vergangenen Semester nutzen, unsere Zusammenarbeit im Team nach innen, nach außen und für die Zukunft zu stärken. Wir haben den Eindruck, dass wir Tutor:innen im Team als Brücke zwischen Studierenden und Dozierenden stabiler geworden sind.
Literatur
De Backer, L., Simons, M., Schelfhout, W. & Vandervieren, E. (2021). Let’s Team Up! Measuring Student Teachers’ Perceptions of Team Teaching Experiences. In U. Kayapinar (Hrsg.), Teacher Education – New Perspectives (S. 1-22). IntechOpen. https://doi.org/10.5772/intechopen.96069
Kozlowski, S. W. J., & Ilgen, D. R. (2006). Enhancing the Effectiveness of Work Groups and Teams. Psychological Science in the Public Interest, 7(3), 77–124. https://doi.org/10.1111/j.1529-1006.2006.00030.x
Schöttle, A., & Tillmann, P. A. (2018). Explaining the benefits of team goals to support collaboration. In V. A. González, VA (Hrsg.), Proceedings of the 26th Annual Conference of the International (S. 432-441). Group for Lean Construction (IGLC). DOI: 10.5772/intechopen.96069
Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags: Hämmerl, V. & Förster, J. (2022, 15. September). 8 Wege wie das „T“ in Tutor:innen für „Team“ stehen kann. Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https://doi.org/10.5283/ZHW.20220915.DE
Juliana Förster
Juliana Förster arbeitet an der Universität Regensburg als Tutor:in am Institut für Erziehungswissenschaft. Ihr Team bietet Tutorien sowohl vorlesungsbegleitend als auch zu studienrelevanten Themen (z.B. wissenschaftliches Arbeiten, Seminargestaltung) an.
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Vanessa Hämmerl
Vanessa Hämmerl arbeitet an der Universität Regensburg als Tutor:in am Institut für Erziehungswissenschaft. Ihr Team bietet Tutorien sowohl vorlesungsbegleitend als auch zu studienrelevanten Themen (z.B. wissenschaftliches Arbeiten, Seminargestaltung) an.
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