Tools für die Lehre – 4 digitale Helfer für den Unterricht

Pandemiebedingt mussten Lehrende „klassische“ Präsenzformate unter Zeitdruck auf Onlinelehre umstellen. Die zu vermittelnden Inhalte blieben größtenteils identisch, die Methoden zur Inhaltsvermittlung bzw. zur Interaktion mit den Teilnehmer:innen behielten aber nicht in jedem Fall ihre Wirkung. Im Folgenden stellen wir ausgewählte Werkzeuge vor, die Ihre Distanzlehre bereichern, in den meisten Fällen aber auch für die Präsenzlehre interessant sind. Die Tools unterstützen verschiedene Facetten Ihrer Lehre: das Darstellen von Inhalten, das Aktivieren von Teilnehmern, kollaboratives Schreiben und das Visualisieren von Ideen.

Inhalte darstellen: Canva

Viele Lehrende nutzen zur Präsentation ihrer Lehrinhalte PowerPoint oder eine der klassischen Alternativen wie KeyNote oder Impress. Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Arbeit wird in die Anpassung des Foliendesigns bzw. in die Suche nach neuen Gestaltungsoptionen investiert.

Eine gute Anlaufstation für ansprechende Designs mit modernen Visualisierungen stellt Canva.com dar. Canva bietet neben Präsentationsvorlagen u.a. auch Vorlagen für Poster, Social-Media-Posts oder Videos. Die Vorlagen sind thematisch sortiert und es gibt eine eigene Kategorie “Bildung”.

Es stehen eine Vielzahl vorbereiteter Folienlayouts mit passenden Farbschemas, stimmiger Typografie usw. zur Auswahl. Die einzelnen Layouts lassen sich nachträglich an die eigenen Inhalte anpassen, zudem können verschiedene Designs miteinander kombiniert werden. Eigene Grafiken und Videos können natürlich ebenfalls integriert werden. 

Die Plattform bietet einerseits die Möglichkeit, die Präsentation im Browser durchzuführen, es gibt aber auch eine Exportfunktion, z.B. als PDF-Datei.

Die Verwendung von Canva ist grundsätzlich kostenlos (für Lehrkräfte bis zur 12. Klasse sogar die Pro-Version), die Pro-Version kostet ca. 110 Euro für fünf Personen einer Arbeitsgruppe. Eine Einführung wird von Canva ebenfalls bereitgestellt:

Teilnehmer:innen aktivieren: Mentimeter

Lehre lebt von der Mitarbeit und der Interaktion der Studierenden. Mentimeter stellt eine gute Basis zur Interaktion mit Studierenden dar. Mögliche Einsatzszenarien: Brainstorming, Abfrage des Vorwissens, Abstimmungen, Tests, Einschätzung des eigenen Wissensstands sowie Feedbacks.

Die Benutzeroberfläche ist intuitiv bedienbar und aufgeräumt. Es gibt eine Reihe von Layoutvorlagen und bereits vorgefertigte Fragebeispiele. 

Die Teilnehmer:innen haben durch den Aufruf einer URL die Möglichkeit, mit ihren Smartphones abzustimmen. Die Ergebnisse können sofort im Anschluss visualisiert und diskutiert werden.

Screenshot von Mentimeter
Screenshot: Umfrage mit Mentimeter

Auch hier besteht die Möglichkeit, den in der Mentimeter-Website enthaltenen Präsentationsmodus zu verwenden. Ein Powerpoint-Plugin bietet zudem die Möglichkeit, das Werkzeug in bestehende Präsentationen einzubinden.

Mentimeter ist wie Canva ein ‚Freemium-Produkt‘ – d.h. es ist grundsätzlich kostenlos. Die kostenpflichtige Version (ab ca. 100 Euro im Jahr) ist für den Einsatz in der Hochschullehre unserer Ansicht nach nicht notwendig. Ein ausführlicher Hilfebereich mit Howtos zu den einzelnen Frageformen und Anleitungen zur Benutzeroberfläche ist vorhanden.

Kollaborativ Schreiben: Etherpad

Das Erstellen und Sammeln von Inhalten, z.B. das gemeinsame Schreiben von Texten, ist gerade in Distanz- bzw. Hybrid-Formaten eine hilfreiche Option, um komplexe Sachverhalte zu erschließen. Zudem kommen die Teilnehmer:innen, die ja zum Teil räumlich getrennt voneinander agieren, besser in Kontakt.

Einfachheit ist bei der Wahl einer passenden Plattform Trumpf, daher ist Etherpad in diesem Fall die klare Empfehlung. 

Alle Kursteilnehmer:innen können synchron in einem sehr schlicht gehaltenen Editorfenster schreiben. Textabschnitte lassen sich rudimentär formatieren – z.B. durch Kursivierung oder den Einsatz von Listen, es gibt aber keine komplexeren Formatvorlagen. Kollaboration steht klar im Mittelpunkt.

Um den Überblick zu behalten, erhält jeder “Mitschreibende” eine eigene Farbe. Mit Hilfe der Versionsgeschichte lässt sich die Entstehung – auch längerer Texte – sehr gut nachvollziehen. Damit werden die klassischen Probleme des kollaborativen Ansatzes (Überschreiben fremder Inhalte, Zuordnung von Textabschnitten) sehr gut kontrolliert. Etherpad Lite ist ein Open-Source-Produkt, d.h. es kann kostenlos eingesetzt werden.
Für Lehrende der Universität Regensburg praktisch: Eine selbst betriebene Etherpad-Instanz können Sie über unsere Kursplattform GRIPS verwenden. Durch Auswahl der Aktivität “Etherpad Lite” können beliebig viele Etherpads in einen bestehenden GRIPS-Kurs eingefügt werden.
Sollten Sie ein Etherpad außerhalb von GRIPS benötigen, gibt es unzählige Instanzen – unter https://zumpad.zum.de/ finden Sie beispielsweise eine frei zugängliche Version der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V.

Ideen visualisieren: Miro

Gruppenarbeit bzw. Arbeit im Team sind zentraler Bestandteil vieler Kursformate. Komplexe Probleme bedürfen im Team meistens auch komplexere Methoden, um diese anzugehen. Das Whiteboard-Tool Miro bietet genau diese Methoden in großer Vielfalt und ansprechender Gestaltung.

Screenshot: Ansicht einer Auswahl der vorhandenen Miro-Templates

Kurze Kennenlern-Methoden (Icebreaker) erleichtern den Einstieg in die Gruppenarbeit, Vorlagen für Brainstorms und Mind Maps helfen beim Zusammentragen von Ideen. Aber auch komplexere Ansätze wie ‘Design Sprints’ lassen sich in den Vorlagen finden.

Das Ziel der Methode und Ansätze zur Durchführung werden bei der Auswahl ausführlich erklärt. Reicht das nicht aus, findet sich eine Hilfe-Sektion mit Erklärungen zur Benutzeroberfläche und Tipps zum Einsatz der verschiedenen Templates. Ein Benutzerforum, die sog. Miro Community, liefert ebenfalls viele Anregungen zum Einsatz des Tools. Miro lässt sich sehr intuitiv bedienen, was die Einarbeitung erleichtert.

Die Teams können u.a. mittels Chat, Kommentarfunktion und Screensharing miteinander kommunizieren oder über Beiträge abstimmen. Änderungen an der Vorlage werden über eine Versionsgeschichte dokumentiert, d.h. die Entstehung eines fertigen Whiteboards lässt sich auch im Nachhinein erschließen. Miro bietet Lehrenden eine lebenslange, kostenlose Educators-License mit bis zu 100 Team-Mitgliedern und vollem Funktionsumfang.

Fazit

Es gibt heute eine schier unendliche Zahl digitaler Helfer, die sich für den Einsatz in der Hochschullehre hervorragend anbieten. Ihnen allen ist gemeinsam:

  1. Der Zugang zu den Werkzeugen erfolgt in der Regel über einen beliebigen Browser – die Installation auf dem eigenen Rechner ist nicht mehr nötig.
  2. Die Benutzeroberflächen sind intuitiv bedienbar und ansprechend gestaltet.

Mit dieser Auswahl möchten wir Sie dazu animieren, erste Erfahrungen mit den Werkzeugen zu machen und sinnvolle Ergänzungen für Ihre individuellen Lehrformate zu entdecken. Haben wir Ihr Interesse geweckt, freuen wir uns über Feedback zu den Tools und den gemeinsamen Austausch zu Ihren persönlichen „Perlen“ in der Kommentarsektion.

Mit der ZHW-Workshopreihe “Tools für die Lehre” haben wir für Sie eine Anlaufstation geschaffen, sich mit uns und Ihren Kolleg:innen auszutauschen. Melden Sie sich bei Interesse an.


Vorschlag zur Zitation des Blogbeitrags: Greiner, F. (2021, 2. Dezember). Tools für die Lehre – 4 digitale Helfer für den Unterricht. Lehrblick – ZHW Uni Regensburg. https://doi.org/10.5283/ZHW.20211202.DE

Florian Greiner
Florian Greiner
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Florian Greiner ist als Instructional Designer für die Virtuelle Hochschule Bayern (vhb) am Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik der Universität Regensburg tätig. Er unterstützt die Lehrenden im Bereich "Digitale Lehre", u.a. durch Workshops sowie individuelle Beratung. Seine Schwerpunkte umfassen die Unterstützung bei der Erstellung digitaler Lehr-Inhalte sowie Beratung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz.